Die bescheidenen Anfänge in Heckershausen und Weimar

Sicher wären die Gründer der Rotkreuz-Bereitschaften aus Heckershausen und Weimar stolz, wenn sie heute noch einmal sehen könnten, was aus den recht bescheidenen Anfängen ihrer Arbeit geworden ist.

In Heckershausen kamen im April 1924 einige Männer zusammen und riefen die Rotkreuz-Kolonne Heckershausen ins Leben. Die ersten Jahre nach dieser Gründung standen zunächst im Zeichen der Ausbildung und zahlreicher Übungen. In jedem Jahr wurde ein Lehrgang absolviert, bei dem die neuen Mitglieder mit ihren Aufgaben vertraut gemacht wurden und die älteren Mitglieder das Gelernte wiederholten. Leider sind von der Kolonne Weimar fast keine geschichtlichen Daten überliefert.

Während der ersten Jahre ihres Bestehens standen die Männer der Kolonne vielen Bürgern bei Unglücksfällen zur Seite. Nach und nach wurden sie aber immer stärker auch für den Transport von Kranken und Verletzten in Kasseler Krankenhäuser in Anspruch genommen. Natürlich stand für diesen Zweck kein modernes Rettungsfahrzeug zur Verfügung, der Transport musste mit einer Rädertrage durchgeführt werden, die den Kranken und den Rotkreuzhelfern viel abverlangte.

Viele Übungen haben Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre am Fuße des Dörnbergs, auf der Kasseler Dönche und am Stahlberg stattgefunden. Doch ab dem Jahr 1933 machte sich zunehmend auch ein starker Einfluss der politischen Kräfte im Deutschen Roten Kreuz bemerkbar. Insbesondere militärisches Exerzieren, Grüßen und kurz vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs auch Luftschutzübungen bestimmten das Rotkreuzgeschehen. Während nach 1939 zahlreiche Helfer zum Militär- oder Sanitätsdienst einberufen wurden kümmerten sich die zurück-gebliebenen Frauen und Männer zunächst um die durch Luftangriffe in Not geratenene Kasseler Bevölkerung, später aber auch um ausgebombte Heckershäuser Bürger. Als im April 1945 die amerikanischen Besatzungsmächte in Nordhessen einmarschierten, bedeutete dies das Ende der Rotkreuzarbeit, weil das DRK durch die ihm aufgezwungene Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten verboten wurde.

 

Nach der Erlaubnis der Alliierten, die Arbeit wieder aufzunehmen, fanden sich in Heckershausen 1946 einige Männer und Frauen zusammen und fingen nocheinmal von vorne an. Fast nichts war mehr übrig geblieben von Austattung und Ausrüstung der Vorkriegszeit und so musste erneut Aufbauarbeit geleistet werden. Spendenaktionen sorgten dafür, dass die Not bedürftiger Familien gelindert werden konnte. Erneut wurden Mitglieder entsandt, Lehrgänge zu absolvieren und auch Erste Hilfe Kurse wurden ab 1955 angeboten. Die Heckershäuser engagierten sich nun auch im Suchdienst, um nach Vermissten und Verschollenen des Krieges zu suchen.

 

Eine stattliche Zahl von Mitgliedern beging 1965 (eigentlich 1964) das erste große Jubiläum und feierte, zusammen mit vielen Gästen, sein 40 jähriges Bestehen. In den 1970er und 1980er entwickelte sich die Rotkreuzarbeit rasant. Nach der kommunalen Gebietsreform 1972 schlossen sich im Jahre 1975 die beiden Ortsvereinigungen Heckershausen und Weimar zur Ortsvereinigung Ahnatal zusammen. Dadurch erforderlich wurde die Wahl eines neuen Vorstandes und einer Bereitschaftsführung, die die Rotkreuzarbeit stark voranbrachten. Das im darauffolgenden Jahr begangene Jubiläum bescherte den Ahnatalern einen enormen Zuwachs an Aktiven und Fördermitgliedern, die durch ihren persönlichen Einsatz das Rote Kreuz zu einem leistungsstarken Verein machten, der weit über die Ortsgrenzen hinaus tätig war. Auch die Jugendrotkreuzarbeit erlebte einen Neuanfang, der sich aus Erste Hilfe Kursen entwickelte.

 

Im Jahre 1981 konnte das erste Einsatzfahrzeug in Dienst gestellt werden, das in vielen Stunden Eigenleistung aus einem ausgemusterten Bundesgrenzschutzfahrzeug umgebaut wurde. Eine am Gemeindezentrum in Heckershausen errichtete Garage der Gemeinde Ahnatal bot den erforderlichen Schutz für das Fahrzeug. In den 80er Jahren engagierte sich die Bereitschaft erstmals auch im Kasseler Rettungsdienst und im Katastrophenschutz des Landkreises. Dies hatte natürlich auch Auswirkungen auf die Ausbildung der Einsatzkräfte, die diesen Erfordernissen angepasst werden musste. Viele neue Jugendliche fanden den Weg zur Bereitschaft, erstmals wurden für den Katastrophenschutz auch Männer vom Wehrdienst freigestellt. Damit verknüpft war das Ahnataler Engagement im Sanitätszug und so wurde dieser Schwerpunkt ausgebaut.

 

1987 gab es ein neues Einsatzfahrzeug, diesmal aber als Neuwagen, der nach den Bedürfnissen der Bereitschaft bestellt und gebaut wurde. Zahlreiche Firmen, Mitglieder, Spender und die Gemeinde Ahnatal ermöglichten diese bis dato größte Investiton in der Ahnataler Rotkreuzgeschichte.

Schon zwei Jahre später erhielten die Einsatzkräfte das erste Katastrophenschutzfahrzeug, das, zusammen mit der Bereitschaft Fuldabrück, vom Blutspendedienst in Frankfurt übernommen, vom Landkreis Kassel finanziert und in vielen Stunden Eigenarbeit umgebaut wurde. Für sechs Monate pro Jahr war dieser Arzttruppkraftwagen in Ahnatal stationiert, für den Rest des Jahres in Fuldabrück-Dennhausen.

 

Einen Generationswechsel gab es 1989, als Bereitschaftsführung und Vorstand in großen Teilen neu gewählt wurden, weil einige Mitglieder aus Altersgründen ausgeschieden waren. Auch in den 90er Jahren wurde der Schwerpunkt in den Bereichen Katastrophenschutzarbeit und Breitenausbildung verstärkt. Hierzu wurden viele Ausbilder und Führungskräfte geschult. Ebenso wurde die Zusammenarbeit mit den Feuerwehren und dem ASB Ahnatal ausgebaut. Viele Übungs- und Ausbildungsveranstaltungen haben innerhalb der Ortsgrenzen aber auch überregional stattgefunden. 

Der zur Verfügung stehende Raum im Keller des Heckershäuser Gemeindezentrums wurde umfassend renoviert und erhielt nun die Funktion eines Lagerraumes. Ein zweiter konnte als Gemeinschafts- und Schulungsraum in den ehemaligen Räumen der Verwaltungssaußenstelle bezogen werden und bot somit deutlich bessere Ausbildungsbedingungen als vorher. Allerdings teilten sich sechs Vereine diese Räumlichkeiten, so dass erhebliche Einschränkungen bei der Nutzung gemacht werden mussten.

Bald schon begann die Planung und die Mittelbeschaffung für ein neues Fahrzeug, das im Mai 1997 ausgeliefert und an die Bereitschaft im Rahmen einer Feierstunde übergeben werden konnte. Dieser VW-Transporter war nun technisch leistungsfähiger und zudem mit neuer Funktechnik ausgestattet. Erstmals war es jetzt möglich, mit der Leitstelle in Kassel ohne lange Funksprüche, sondern mittels Funkmeldesystem über ein Drücken von Zahlentasten zu kommunizieren.  

Ebenfalls fast zeitgleich stellte der Kreisverband Kassel-Land einen neuen Arzttruppkraftwagen in Dienst, der nun dauerhaft in Ahnatal stationiert werden konnte. Für Zwecke des ergänzenden Katastrophenschutzes musste er nur geringfügig umgebaut und den Anforderungen des Verbandplatzes angepasst werden. Doch schon vier Jahre später gab der Kreisverband Kassel-Stadt, bedingt durch Umstrukturierungen der Sanitätszüge, ein relativ neues Arzttruppfahrzeug aus Beständen des Bundes an die Ahnataler Rotkreuzbereitschaft ab, die dadurch nun eine erhebliche Verbesserung der Katastrophenschutzarbeit erzielen konnten. Das Vorgängerfahrzeug erhielt das DRK Fuldabrück.

Das 75 jährige Jubiläum wurde 1999 gebührend mit einem großen Festakt und einem Tag der offenen Tür gefeiert, zu dem zahlreiche Rotkreuzgemeinschaften aus dem Kreisverband angereist waren und ihren Fahrzeugpark mit ausstellten. Eine Rettungsübung, bei der die Ahnataler Feuerwehren und der Arbeiter Samariter Bund beteiligt waren, rundete das Festprogramm ab.

 

Immer schwieriger gestaltete sich die Tatsache, dass Ausbildungs-, Lager- und die beiden Fahrzeugstandorte örtlich auseinanderlagen. Im Winter mussten die temperaturempfindlichen Medikamente und Geräte aus den Fahrzeugen entfernt werden, eine Wartung und Reinigung war zu dieser Jahreszeit nahezu unmöglich. Auch Terminkollisionen mit anderen Nutzern des Ausbildungsraumes belasteten die Rotkreuzarbeit immer mehr.

So begann im Jahr 1999 die Planung zur Errichtung einer neuen, zentralen Unterkunft am Standort der alten Garage hinter dem Heckershäuser Gemeindezentrum. Neben zahlreichen Varianten der baulichen Gebäudegestaltung waren aber in erster Linie Probleme der Einbindung der Unterkunft in die Struktur des Wohngebietes, Fragen der Finanzierung und die Ausführung durch Firmen und Eigenleistung zu klären. Dank der großzügigen Unterstützung der Gemeinde Ahnatal, ohne die dieses Projekt nie hätte begonnen werden können, konnte am Rosenmontag 2000 mit dem Abbruch der alten Garage und den Fundamentarbeiten begonnen werden. Bereits nach wenigen Wochen stand der Rohbau und im Mai des gleichen Jahres waren der Dachstuhl aufgestellt, das Dach eingedeckt und sämtliche Fenster und Außentüren eingebaut. Der Innenausbau wurde in mehreren tausend Stunden Eigenleistung durchgeführt und nahm ein weiteres Jahr in Anspruch.

Die offizielle Hauseinweihung konnte im Sommer 2002 gefeiert werden, obwohl der Dienstbetrieb zu diesem Zeitpunkt bereits ein halbes Jahr in vollem Gange war. Lediglich der Außenputz und die rotkreuzeinheitliche Gebäudebeschriftung folgten noch im darauffolgenden Jahr und waren nun noch optisch der krönende Abschluss der Baumaßnahme.

Seitdem entwickelt sich das Ahnataler Rote Kreuz stetig weiter. Durch einen Führungswechsel innerhalb der Bereitschaft wurde die Organisation der örtlichen Blutspendetermine stark verändert, was eine deutliche Steigerung der Spenderzahlen zur Folge hatte. Die Bevölkerung hat das Rotkreuzhaus sehr gut angenommen und zahlreiche Aus- und Fortbildungen, Kurse oder Vorträge konnten schon im Schulungsraum des Obergeschosses durchgeführt werden. Durch die Umstruktierungen im Katastrophenschutz, die eine erhebliche Materialbeschaffung durch den Bund zur Folge hatte, konnte die Lagerfläche im Bereich der Fahrzeughalle gut ausgenutzt werden. Ein schneller Zugriff der Helfer auf Fahrzeuge und Materialien war nun erstmals möglich und auch die Umkleidebedingungen entsprechen den damaligen Anforderungen.

 

Doch schon zwölf Jahre später stießen die DRK Kräfte erneut an ihre Grenzen, als das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) im Auftrag des Bundesinnenministeriums ein 10 t schweres Sanitätsfahrzeug in Ahnatal stationierte. Durch die Abmessungen war es nun nicht mehr möglich, diesen Gerätewagen in der Unterkunft am Dorfplatz zu stationieren. Ebenfalls fanden viele neue junge Menschen den Weg in die Bereitschaft und so gab es auch im Bereich der Umkleidemöglichkeiten eine erhebliche Enge. Hier fügte es sich, dass die Gemeinde Ahnatal das alte Feuerwehrhaus im Ortsteil Heckershausen zum Kauf anbot, dass die alte Unterkunft ebenfalls veräußert und das deutlich größere Haus "Am Rain 10" bezogen werden konnte. Hier gibt es nun zeitgemäße Arbeits- und Materiallagerbedingungen.

Im gleichen Jahr erfolgte neben einer Satzungsänderung auch die hessenweit einheitliche Benennung der örtlichen Rotkreuzverbände in Ortsvereine. So nennt sich das Ahnataler Rote Kreuz seit dem 4. April 2014 "DRK Ortsverein Ahnatal".

 

Knapp 20 Jahre nach der letzten Indienststellung des VW-Transporters begannen die Planungen für die Beschaffung eines zeitgemäßen neuen Fahrzeugs in Form eines VW-Crafters. Ein Kombinationsmodell aus Einsatzleitwagen und Mannschaftstransporter sollte es sein und so konnte zum Jahreswechsel 2015/2016 ein zwölf Monate altes Gebrauchtmodell erworben werden, das, teils durch externe Firmen, teils in Eigenleistung, umgebaut und im August seiner Bestimmung übergeben werden konnte. Dies war nur möglich geworden durch Spenden und Zuwendungen der Gemeinde Ahnatal, verschiedener Banken und Einzelpersonen und aus Rücklagen, die der Ortsverein gebildet hatte.

 Neuer Fuhrpark 

 

Nach acht Wahlperioden und 24 Jahren engagierter und wegweisender Tätigkeit als Vorsitzender des DRK Ortsvereins Ahnatal stellte sich Klaus-Dieter Günther im Rahmen der Jahreshauptversammlung im April 2017 nicht erneut zur Wahl. Aus Altersgründen wollte er einem jüngeren Vorstand Platz machen, stellte sich aber für eine Periode als Schatzmeister zur Verfügung, da der bisherige Amtsinhaber Manfred Nockert aus gesundheitlichen Gründen ausschied. Auch Reiner Lampe, bisheriger Zweiter Vorsitzender, kandidierte nicht erneut, um sich mehr der aktiven Arbeit widmen zu können, ebenso Karsten Günther im Amt des Schriftführers. Einstimmig wählte die Jahreshauptversammlung Angelika Glusa zur neuen Vorsitzenden des Ortsvereins, Stefan Braun als deren Stellvertreter. Zum neuen Schriftführer wurde Thomas Mogge gewählt. Auch in der Bereitschaftsleitung gab es Veränderungen: Timo Heinzemann wurde in der Bereitschaftsversammlung eine Woche zuvor als neuer Bereitschaftsleiter bestimmt, Frank Günther als sein Stellvertreter. Dr. Frank Waldeck und Christian Feine, langjährige Ärzte des Ortsvereins, erhielten das Votum der Versammlung zum Bereitschafts- bzw. Katastrophenschutz-Arzt und unterstützen mit ihrem medizinischen Wissen die Arbeit der Aktiven. Somit ist eine sehr gute Basis für die zukünftige engagierte Arbeit des DRK Ahnatal gesichert.

Ein Krankentransportwagen (KTW) stand schon lange auf der Wunschliste der aktiven Helferinnen und Helfer und so fügte es sich, dass ein gebrauchtes Fahrzeug aus dem Rettungsdienstbereich Kassel günstig übernommen und nach sechs monatiger Umbauzeit im Mai 2017 indienst gestellt werden konnte. Dieser KTW wird in Zukunft bei den zahlreichen Sanitätsdiensten, die regional und überregional betreut werden, eingesetzt und die Schnelleinsatzgruppe am Standort Ahnatal komplettieren. Im Rahmen eines großen Hoffestes konnte das Krankentransportfahrzeug von zahlreichen Besuchern in Augenschein genommen werden. Im Jahr 2020 konnte das Fahrzeug, nach einigen Investitionen im Bereich der Ausrüstung und Abnahme durch den Kasseler Rettungsdienst, die Umwidmung in einen Rettungswagen (RTW) vollzogen werden.